Das Corona-Virus hält immer noch die ganze Welt in Atem. Staaten wurden heruntergefahren, das öffentliche Leben nahezu eingestellt, teilweise wurden Grundrechte eingeschränkt (Shutdown oder Lockdown). Auch wenn sich die Lage zwischenzeitlich etwas entspannt hat, bleibt das weitere Infektionsgeschehen unübersichtlich. Doch in all dem Trubel voller Unsicherheiten und Unwägbarkeiten gibt es auch positive Nachrichten. Strenge Hygienevorschriften und Social Distancing sorgen für ungekannte Lösungen: Die Großmutter etwa, die zum ersten Mal zum Smartphone greift, um mit ihren Enkeln per Videocall in Kontakt zu bleiben. Lieferdienste, nicht nur für Pizza, sondern für alle Artikel des täglichen Lebens erleben einen wahren Boom. Die in kürzester Zeit entwickelte Corona-App der Bundesregierung wurde mittlerweile millionenfach heruntergeladen. Und dies sind nur drei sehr plakative Beispiele.
Schon immer waren Krisen Triebfeder für Veränderungen. In puncto Digitalisierung setzt die Corona-Pandemie aktuell eine Entwicklung in Gang, die ansonsten Jahre oder Jahrzehnte gedauert hätte.
Noch 2019 waren die Deutschen das Volk, das europaweit mit am häufigsten auf Bargeld setzte. Laut EHI wurden im vergangenen Jahr rund drei Viertel aller Einkäufe im stationären Handel bar bezahlt. Aus hygienischen Gründen bitten die Supermärkte aktuell darum, per Karte zu bezahlen, um das Personal und Kunden zu schützen. Die Barzahlung wurde damit stark zurückgedrängt – noch vor wenigen Monaten wäre das undenkbar gewesen.
Digitalisierung ist die seit den 1970er Jahren laufende Umwandlung von analogen Inhalten und Prozessen hin zu digitalen Formaten und Arbeitsweisen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Digitale Daten können beliebig vervielfältigt und verteilt werden, sind kostengünstiger, können durchsucht und mit deutlich weniger Platzaufwand gespeichert werden. In puncto Sicherheit gibt es aber auch Risiken. Sind Daten digital verfügbar, können Hacker theoretisch darauf Zugriff erlangen. Jahrelang hegten Betriebsräte, ITler, Datenschutzbeauftragte und Manager genau aus diesem und anderen Gründen Bedenken gegenüber der Digitalisierung von Prozessen – wie etwa der Heimarbeit.
Im Angesicht der Corona-Krise wurden diese Befürchtungen schnell über Bord geworfen, denn die Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen konnte nur durch Homeoffice bzw. mobiles Arbeiten erhalten bleiben. Selten ging ein Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt so schnell. Das mobile Arbeiten wurde alternativlos und Firmenchefs erkannten, dass die Energie der Arbeitnehmer im Homeoffice viel ungestörter in die eigentliche Aufgabe fließt – statt in den Arbeitsweg oder den Bürotratsch. Die Unternehmen könnten sogar langfristig an dieser Regelung festhalten, denn der befürchtete Produktivitätseinbruch ist bislang nicht zu verzeichnen. Darüber hinaus schont die Heimarbeit auch noch die Umwelt.
Gleiches gilt für viele Lehreinrichtungen: Universitäten, die früher auf Anwesenheitspflicht und Präsenzveranstaltungen Wert legten, bieten heute Lehrveranstaltungen im Internet an. Studenten können ihre Hausarbeiten digital einreichen und an virtuellen Vorlesungen im Netz teilnehmen. Weiterbildungen von Arbeitnehmern finden zunehmend in der Form des „e-Learnings“, also als Videokurse statt. Selbst der sensible Bereich des Gesundheitswesen steht vor großen Umbrüchen. Die Krankschreibung per Telefon wurde bereits während der Corona-Pandemie eingeführt und immer mehr Ärzte bieten Sprechstunden per Chat oder Video an.
Was vor kurzem noch unmöglich schien, ist heute Realität. Die Krise hilft uns also, alte Denkmuster zu hinterfragen und neue, digitale Wege zu beschreiten. Für eine nachhaltige gemeinsame Zukunft nach Corona.
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